Fritz Bauer: Radikaler Aufklärer und streitbarer Jurist

Vortrag und Diskussion mit Werner Renz im Rahmen der Ausstellung »›Ich will sprechen über die Wahrheit, die dort war.‹ Der Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963-1965«

Mittwoch, 17. Januar 2024, 18:30 Uhr, Café KoZ

Das vorherrschende mediale Fritz-Bauer-Bild ist eindimensional. Bauer war kein „Nazi-Jäger“. Fraglos legte er als hessischer Generalstaatsanwalt ein großes Gewicht auf die strafrechtliche Verfolgung der NS-Verbrecher. Doch Bauer strebte NS-Prozesse an, um Sachverhaltsaufklärung zu betreiben und um die Erforschung der Wahrheit zu ermöglichen. Die Verfahren sollten den Deutschen, den einstigen Volksgenossen und ihren Nachkommen, eine „Lehre“ sein, sie sollten ihnen „Lektionen“ erteilen. Ganz Volkserzieher, sprach Bauer davon, dass die Prozesse den Deutschen eine Schule“, ein „Unterricht“ sein sollten.

Bauer war seit seinem 1949 erfolgten Wiedereintritt in den Justizdienst zuallererst und vor allem ein leidenschaftlicher Streiter für ein humanes, ein gerechtes Recht. Die Reform des Strafrechts und des Strafvollzugs war sein Hauptanliegen. In zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen stritt er für ein liberales Recht und gegen die in den 1960er Jahren eingebrachten vorgeblichen „Reform-Entwürfe“. Größten Wert legte Bauer darauf, die Strafgewalt des Staates zu begrenzen und das Individuum vor staatlichen Eingriffen zu schützen. So wandte er sich auch entschieden gegen die Kriminalisierung der Sexualität und verspottete scharfzüngig die konservativen Sittlichkeitsapostel, die die Selbstbestimmung des Menschen durch staatliche Regulierung, durch Ge- und Verbote einzuschränken versuchten. Bauer war ein radikaler Aufklärer, dem die Wahrung der Freiheitsrechte des Menschen oberstes Anliegen war.

Werner Renz war langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter und Archivar des Fritz Bauer Instituts. Er publizierte zahlreiche Aufsätze über den Auschwitz-Prozess, den Eichmann-Prozess sowie über den hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer.

Organisiert vom AStA der Goethe-Universität in Kooperation mit Begegnen in Bockenheim e.V. im Rahmen der Ausstellung »›Ich will sprechen über die Wahrheit, die dort war.‹ Der Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963-1965«

 

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