Ein rechter Soldat mit Umsturzplänen? Franco Albrecht vor Gericht

+++ VERSCHOBEN, Termin wird bekanntgegeben +++

Seit Mai 2021 steht der beurlaubte Bundeswehrsoldat Franco Albrecht in Frankfurt vor Gericht. Ihm wird u.a. die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat vorgeworfen. Der gebürtige Offenbacher hortete Waffen und Munition, gab sich als falscher Asylbewerber aus und plante offenbar, unter dieser Identität einen Terroranschlag zu begehen. Bereits seine Masterarbeit war gespickt mit rassistischen, frauenfeindlichen und antisemitischen Elementen.

Die Initiative NSU-Watch Hessen beobachtet den Prozess von Beginn an. Im Vortrag wird ein Beobachter des Prozesses näher auf die bisherigen Erkenntnisse eingehen, welche im Gerichtssaal und um den laufenden Prozess gewonnen werden konnten. Außerdem werden die extrem rechten Netzwerke, in denen sich Albrecht bewegte, beleuchtet. Auch die Initiative „Kein Einzelfall“ wird über ihre Arbeit mit der antifaschistischen Kampagne rund um den Prozess und Franco Albrecht als Person berichten.

Mit NSU-Watch und der Kampagne „Kein Einzelfall“

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Mit der Selbstenttarnung des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), welche sich in diesem November zum zehnten Mal jährt, zeigte sich, dass es in der Bundesrepublik kein Verständnis von rechtem Terror gab. Während die Aufarbeitung des NSU-Komplexes weitestgehend von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Angehörigen und nicht etwa durch den Gerichtsprozess geleistet wurde, bekundete die Politik, energischer gegen rechten Terror vorgehen zu wollen. Trotzdem ist die Liste rechtsterroristischer Taten der vergangenen Jahre lang: Der rassistische Mordanschlag in Wächtersbach, der Mord an Walter Lübcke in Kassel, der Anschlag von Hanau, rassistische Gewalt in Schlüchtern oder die Drohschreiben des selbsternannten „NSU 2.0“ – die Aufzählung zeigt, welche Gefahren durch rechtsterroristische AkteurInnen nach wie vor bestehen. In den letzten Jahren zeigt sich angesichts von Prepper-Netzwerken und „Nordkreuz“-Chatgruppen gar, dass rechtsterroristische Netzwerke bis in die Sicherheitsbehörden reichen. Hessen ist eines der Bundesländer mit den meisten rechtsterroristischen Taten der vergangenen Jahre.

Nach rechtsterroristischen Taten sind oft leere Worthülsen und falsche Versprechen zu hören, während im selben Atemzug vorschnell von „Einzeltätern“ oder psychischen Krankheiten als Tatmotiv gesprochen wird. Betroffene, Opfer und Aktivist*innen müssen oftmals jahrelang darum kämpfen, dass rechte Taten als solche erkannt, benannt und anerkannt werden. Auch weitere Forderungen wie solche nach Opferfonds zur finanziellen Unterstützung von Überlebenden und Betroffenen oder die Entwaffnung und Zerschlagung rechter und rechtsterroristischer Netzwerke muss immer wieder von marginalisierten Gruppen auf die Tagesordnung gebracht werden. So sind im universitären Kontext etwa Schutzkonzepte gegen rechten Terror nötig, um die Studierenden und alle anderen Mitglieder der Universität vor derartigen Gewalttaten schützen zu können!

Eine Auseinandersetzung mit rechtem Terror, den dahinterstehenden Konzepten und AkteurInnen ist unerlässlich, um adäquate Analysen im Kampf gegen eine der größten Bedrohungen gegen Menschen unserer Zeit vornehmen zu können. In drei Veranstaltungen wollen wir im November und Dezember gemeinsam mit den Refererierenden diskutieren, wie rechter Terror wirkt, von welchen Netzwerken Gefahren ausgehen, und welche Umgangsformen es damit geben kann.

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