Aktivismus, Kunst und europäische Grenzregime

Ein Projekt, das es so lange gibt wie den Menschen und noch geben wird, solange nationale Regime sich über andere erheben. Krieg, Vertreibung, Flucht, unerwünschte Ankunft, Asyl, Abschiebung und Heimatlos. Hier haben wir zwei tragende Veranstaltungen abgehalten, die in Kooperation mit vielen Streitbaren gegen Rassismus, staatliche Aus- und Abgrenzung durchgeführt wurden.

Buchpräsentation – Veranstaltung – Podiumsdiskussion – Kunst

Samstag 29. Januar 2022, 19 Uhr, Offenes Haus/Café KoZ

Das Projekt erwies sich im Jahr 2015 als geradezu prophetisch, als die Thematik Migration und Flucht mit aller Kraft in den Fokus der Aufmerksamkeit in Europa rückte.

Auf diese Ereignisse und ihre Folgen wurde auch in der von 2013 bis 2018 zu dem Projekt entwickelten Publikation mit einer Reihe von Interviews mit den Partner:innen Bezug genommen. Die Interviews wurden neben einer breiten Auswahl von Bildern der Veranstaltungen und der Kunstwerke und einer Reihe von Textbeiträgen (Erinnerungen der Teilnehmenden, Video-Transkriptionen und eine Auswahl von theoretischen Texten) veröffentlicht. Durch die Zeugenschaft der Partner:innen, die aufgrund ihrer Arbeit im politischen und sozialen Feld dicht an den gesellschaftlichen Veränderungen agierten, war es möglich auch innerhalb des Buches die Ereignisse dieser Jahre zu dokumentieren. Die entstandenen Erfahrungsberichte zeigen das Engagement von Institutionen, Aktivist:innen und gesellschaftlichen Zusammenschlüssen in einem sich stetig verschärfenden gesellschaftlichen Klima.

Wegen der Covid-Pandemie konnte das 2021 erschienene Buch erst im Januar 2022 in Frankfurt am Main der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

In der Zwischenzeit hatte sich die Situation „normalisiert“: Die Grenzen waren wieder hergestellt und die Fluchtwege wurden immer gefährlicher. Die Grenzregime nahmen erneut den Tod vieler Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa in Kauf.

Ziel der Buchpräsentation war es, auf der Basis der Erfahrungen von Cultural Clash Nomade 2013, sowie der zwischenzeitlich eingetretenen Veränderungen im Hinblick auf die europäischen Grenzregime über die aktuelle Situation im Jahr 2022 zu diskutieren. Zusammen mit Alba D’Urbano und Carsten Möller aus Cultural Clash Nomade präsentierten Aktive verschiedener Initiativen vor Ort Projekte und Aktionsberichten in verschiedenen Formaten. Zu Wort kamen Vertreter:innen von Kollektiv ohne Namen, Seawatch, Pro Asyl, Alarmphone und der Seebrücke Frankfurt. Die Moderation wurde von Ramona Lenz, Medico Frankfurt geführt.

Heute 2023 hat sich die Situation für alle schutzsuchende Menschen nur verschlechtert und eine absehbare Veränderung ist durch staatliche Repressionen nicht in Sicht. Die Festung Europa baut sich weiterhin aus. Menschenrechte werden nur nach innen und nicht nach außen, jetzt auch europäisch rechtlich abgesichert.

Kollektiv ohne Namen

Seebrücke Frankfurt

Pro Asyl / Jelena Bellmer

Pro Asyl / Karl Kopp

Alarmphone

Alba d'Urbano und Carsten Möller

Eine Karawane als nomadischer Zug von der HGB-Leipzig zur Hochschule in Genf

Asyl – Abschiebung - Frankfurt, Camp vor dem Philosophikum im Park vom 04. – 07.09.2013

Das mobile Ausstellungsprojekt CULTURAL CLASH NOMADE, das sich als Karawane von Leipzig über Nordhausen, Frankfurt am Main, Ludwigshafen und Strasbourg bis nach Genf bewegte, erreichte am 4.9.2013 Frankfurt am Main. Es handelte sich um ein künstlerisches/politisches Projekt von zwei Hochschulen. Unter der künstlerischen Leitung von Alba D’Urbano, Ingrid Wildi Merino und Carsten Möller präsentierten 19 junge Künster:innen aktuelle Auseinandersetzungen zum Thema Migration. Es ging um Nationalismus, Rassismus, Rechtsextremismus, Asyl, Abschiebung, Diskriminierung, Inklusion, die Festung Europa. Wie die Professorinnen hatte der Großteil der Teilnehmenden Migrationserfahrungen, da ihre Wurzel auf drei Kontinenten verstreut sind.

In jeder der jeweiligen Stationen hatten die Studierenden im Voraus im Austausch mit lokalen Institutionen, Künstler:innen und Aktivist:innen den Fokus der jeweiligen Station erarbeitet und in kollektiver Arbeit ein entsprechendes Programm aus Performances, Vorträgen, Führungen, Diskussionen erstellt.

Die künstlerischen Arbeiten wurden in Zelten und Wohnwagen installiert. Schlaflager der Künstler:innen war – ganz im Sinne des nomadischen Ausstellungscharakters – ein Camp, das in Frankfurt auf einer Wiese auf dem Campus Bockenheim aufgeschlagen wurde. Das Programm in Frankfurt wurde mit den Mitgliedern des Offenen Haus der Kulturen erarbeitet. Diesem Etappenziel kam eine besonders wichtige Rolle zu. ankfurt spezifische Charakteristiken multikultureller Gesellschaften deutlich zu Tage.

Als Stadt mit hohem Migrationsanteil, als zentraler Knotenpunkt der weltweiten wirtschaftlichen und kulturellen Vernetzung und als damals zentralen Abschiebeort Deutschlands traten in Frankfurt spezifische Charakteristiken multikultureller Gesellschaften deutlich zu Tage.

Das Programm in Frankfurt hatte als Fokus Asyl und Abschiebung. Das Programm in Frankfurt hatte als Fokus Asyl und Abschiebung. Neben Filmvorführungen und Performances wurden Workshops und Künstler:innengespräche veranstaltet. Weitere Programmpunkte waren ein antirassistischer Stadtrundgang, der Einblicke in die Lebensumstände von Menschen ohne regulären Aufenthaltsstatus ermöglichte und eine Podiumsdiskussion zum Widerstand gegen die herrschende Abschiebepraxis.

Zwei besondere Konzerte rundeten das Programm ab: Der Auftritt des senegalesischen HipHoppers und Aktivisten Matador und das Konzert der deutschlandweit bekannten Band Strom & Wasserfeat. The Refugees, die sich aus Musikern aus deutschen Flüchtlingslagern zusammensetzt. Teilnehmende Künstler:innen aus Leipzig waren: Mari Alessandrini, Gottfried Binder, Cindy Cordt, Ilse Frech, Felix Leffrank, Stephanie Marek, Edna Martinez, Mandy Gehrt, Marion Goix, Severin Guelpa, Guillaume Mausset, Guillermo Fiallo Montero, Robson Missau Olbertz, Nicolas Rossi, Nicolas Rupcich, Anna-Katharina Schierholz, Jakub Simcik, Diego Vivanco und Christina Werner.